Die Absicherung der eigenen Arbeitskraft und der Hinterbliebenen ist ein wichtiger Bestandteil der finanziellen Planung. Dabei stehen oft zwei Versicherungsarten im Fokus: die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) und die Risikolebensversicherung (RLV). Beide dienen dem Schutz vor finanziellen Risiken, allerdings auf unterschiedliche Weise. Dieser Artikel beleuchtet die Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Anwendungsbereiche beider Versicherungen, um Ihnen eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu bieten.
Vergleichstabelle: Berufsunfähigkeitsversicherung vs. Risikolebensversicherung
Merkmal | Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) | Risikolebensversicherung (RLV) |
---|---|---|
Versicherungsfall | Berufsunfähigkeit aufgrund von Krankheit oder Unfall (meist definiert als Verlust der Fähigkeit, den zuletzt ausgeübten Beruf zu mehr als 50% auszuüben) | Tod der versicherten Person während der Vertragslaufzeit |
Leistung | Monatliche Rente während der Berufsunfähigkeit | Einmalige Kapitalauszahlung an die Hinterbliebenen |
Zielgruppe | Personen, die ihr Einkommen absichern möchten, falls sie ihren Beruf nicht mehr ausüben können | Personen, die ihre Familie finanziell absichern möchten, falls sie sterben |
Beitragsberechnung | Alter, Gesundheitszustand, Beruf, Höhe der Rente, Vertragslaufzeit | Alter, Gesundheitszustand, Höhe der Versicherungssumme, Vertragslaufzeit |
Gesundheitsprüfung | Sehr umfangreich, detaillierte Fragen zum Gesundheitszustand und ggf. ärztliche Untersuchungen | Weniger umfangreich als bei der BU, aber dennoch relevant |
Steuerliche Behandlung | Beiträge sind in gewissem Umfang als Sonderausgaben absetzbar, Rentenbezug ist in der Regel steuerpflichtig (abhängig vom Rentenbeginn) | Beiträge sind in gewissem Umfang als Sonderausgaben absetzbar, Auszahlung an die Hinterbliebenen ist in der Regel steuerfrei |
Vertragslaufzeit | In der Regel bis zum Rentenalter | Frei wählbar, oft orientiert an der Dauer der finanziellen Verpflichtungen (z.B. Kreditlaufzeit, Kindererziehung) |
Kombinationsmöglichkeiten | Oft kombinierbar mit anderen Versicherungen (z.B. Altersvorsorge, Unfallversicherung) | Keine direkte Kombination, aber oft Teil einer umfassenden Vorsorgestrategie |
Wichtige Klauseln | Definition der Berufsunfähigkeit, abstrakte Verweisung, konkrete Verweisung, Nachprüfungspflicht des Versicherers, dynamische Anpassung der Rente | Wartezeit, Ausschlüsse (z.B. Suizid innerhalb der ersten Jahre), vorzeitige Auszahlung (in seltenen Fällen bei schwerer Krankheit) |
Kosten | In der Regel teurer als eine Risikolebensversicherung | In der Regel günstiger als eine Berufsunfähigkeitsversicherung |
Flexibilität | Bedingt flexibel, Anpassung der Rente und Laufzeit oft möglich, aber mit Einschränkungen | Hohe Flexibilität bei der Wahl der Versicherungssumme und Laufzeit |
Alternative | Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU), Grundfähigkeitsversicherung | Sterbegeldversicherung |
Detaillierte Erklärungen
Versicherungsfall
Berufsunfähigkeitsversicherung (BU): Der Versicherungsfall tritt ein, wenn die versicherte Person aufgrund von Krankheit, Unfall oder Kräfteverfall ihren zuletzt ausgeübten Beruf voraussichtlich dauerhaft (meist für mindestens sechs Monate) nicht mehr zu mindestens 50% ausüben kann. Die genaue Definition der Berufsunfähigkeit ist entscheidend und sollte im Vertrag genau geprüft werden.
Risikolebensversicherung (RLV): Der Versicherungsfall tritt ein, wenn die versicherte Person während der Vertragslaufzeit stirbt. Die RLV zahlt dann die vereinbarte Versicherungssumme an die im Vertrag benannten Bezugsberechtigten aus.
Leistung
Berufsunfähigkeitsversicherung (BU): Im Falle der Berufsunfähigkeit zahlt die BU-Versicherung eine monatliche Rente. Die Höhe der Rente wird bei Vertragsabschluss festgelegt und sollte ausreichend sein, um den Lebensstandard zu sichern.
Risikolebensversicherung (RLV): Im Todesfall der versicherten Person zahlt die RLV eine einmalige Kapitalauszahlung an die Hinterbliebenen. Die Höhe der Versicherungssumme sollte so bemessen sein, dass sie die finanziellen Bedürfnisse der Hinterbliebenen deckt, z.B. zur Tilgung von Schulden oder zur Sicherstellung des Lebensunterhalts.
Zielgruppe
Berufsunfähigkeitsversicherung (BU): Die BU ist besonders wichtig für Personen, die auf ihr Einkommen angewiesen sind und sich vor den finanziellen Folgen einer Berufsunfähigkeit schützen möchten. Dazu gehören Angestellte, Selbstständige und Freiberufler.
Risikolebensversicherung (RLV): Die RLV ist besonders sinnvoll für Personen, die Angehörige finanziell versorgen, z.B. Familien mit Kindern, Paare mit Immobilienfinanzierung oder Geschäftspartner.
Beitragsberechnung
Berufsunfähigkeitsversicherung (BU): Die Beiträge zur BU hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter Alter, Gesundheitszustand, Beruf (Risikoklasse), Höhe der Rente und Vertragslaufzeit. Je jünger und gesünder die versicherte Person ist, desto niedriger sind in der Regel die Beiträge. Risikoreiche Berufe führen zu höheren Beiträgen.
Risikolebensversicherung (RLV): Die Beiträge zur RLV hängen ebenfalls von Alter, Gesundheitszustand, Höhe der Versicherungssumme und Vertragslaufzeit ab. Auch hier gilt: Je jünger und gesünder die versicherte Person ist, desto niedriger sind die Beiträge.
Gesundheitsprüfung
Berufsunfähigkeitsversicherung (BU): Die Gesundheitsprüfung bei der BU ist sehr umfangreich. Der Versicherer stellt detaillierte Fragen zum Gesundheitszustand, Vorerkrankungen, Behandlungen und Lebensgewohnheiten. In manchen Fällen sind auch ärztliche Untersuchungen erforderlich. Eine wahrheitsgemäße Beantwortung der Fragen ist entscheidend, da Falschangaben zum Verlust des Versicherungsschutzes führen können.
Risikolebensversicherung (RLV): Die Gesundheitsprüfung bei der RLV ist in der Regel weniger umfangreich als bei der BU, aber dennoch wichtig. Der Versicherer fragt nach relevanten Vorerkrankungen und Risikofaktoren. Auch hier gilt die Pflicht zur wahrheitsgemäßen Angabe.
Steuerliche Behandlung
Berufsunfähigkeitsversicherung (BU): Die Beiträge zur BU sind in gewissem Umfang als Sonderausgaben absetzbar. Die monatliche Rente, die im Falle der Berufsunfähigkeit gezahlt wird, ist in der Regel steuerpflichtig. Der Besteuerungsanteil hängt vom Rentenbeginn ab.
Risikolebensversicherung (RLV): Die Beiträge zur RLV sind ebenfalls in gewissem Umfang als Sonderausgaben absetzbar. Die Kapitalauszahlung an die Hinterbliebenen im Todesfall ist in der Regel steuerfrei, sofern die Versicherungssumme nicht zur Absicherung von betrieblichem Vermögen dient.
Vertragslaufzeit
Berufsunfähigkeitsversicherung (BU): Die Vertragslaufzeit der BU sollte idealerweise bis zum Rentenalter laufen, um eine umfassende Absicherung zu gewährleisten.
Risikolebensversicherung (RLV): Die Vertragslaufzeit der RLV kann flexibel gewählt werden und sollte sich an der Dauer der finanziellen Verpflichtungen orientieren, z.B. die Laufzeit eines Kredits oder die Dauer der Kindererziehung.
Kombinationsmöglichkeiten
Berufsunfähigkeitsversicherung (BU): Die BU kann oft mit anderen Versicherungen kombiniert werden, z.B. mit einer Altersvorsorge oder einer Unfallversicherung. Solche Kombinationsprodukte können Vorteile bieten, aber auch Nachteile haben, daher sollte man die Konditionen genau prüfen.
Risikolebensversicherung (RLV): Die RLV wird selten direkt mit anderen Versicherungen kombiniert, ist aber oft ein Bestandteil einer umfassenden Vorsorgestrategie.
Wichtige Klauseln
Berufsunfähigkeitsversicherung (BU):
- Definition der Berufsunfähigkeit: Die Definition der Berufsunfähigkeit ist entscheidend. Sie sollte klar und verständlich formuliert sein und keine unnötigen Einschränkungen enthalten.
- Abstrakte Verweisung: Eine Klausel, die es dem Versicherer erlaubt, den Versicherten auf einen anderen, zumutbaren Beruf zu verweisen, ist ungünstig und sollte vermieden werden.
- Konkrete Verweisung: Eine Klausel, die es dem Versicherer erlaubt, den Versicherten auf einen tatsächlich ausgeübten Beruf zu verweisen, ist ebenfalls ungünstig.
- Nachprüfungspflicht des Versicherers: Der Versicherer hat das Recht, die Berufsunfähigkeit regelmäßig zu überprüfen. Die Bedingungen dieser Nachprüfung sollten im Vertrag klar geregelt sein.
- Dynamische Anpassung der Rente: Eine dynamische Anpassung der Rente (auch Inflationsausgleich genannt) ist sinnvoll, um den Kaufkraftverlust durch Inflation auszugleichen.
Risikolebensversicherung (RLV):
- Wartezeit: Einige RLV haben eine Wartezeit, insbesondere bei Tod durch Krankheit.
- Ausschlüsse: Bestimmte Todesursachen können vom Versicherungsschutz ausgeschlossen sein, z.B. Suizid innerhalb der ersten Jahre.
- Vorzeitige Auszahlung: In seltenen Fällen ist eine vorzeitige Auszahlung der Versicherungssumme möglich, z.B. bei schwerer Krankheit der versicherten Person.
Kosten
Berufsunfähigkeitsversicherung (BU): Die BU ist in der Regel teurer als die RLV, da das Risiko einer Berufsunfähigkeit höher ist als das Risiko des Todes während der Vertragslaufzeit.
Risikolebensversicherung (RLV): Die RLV ist in der Regel günstiger als die BU.
Flexibilität
Berufsunfähigkeitsversicherung (BU): Die BU ist bedingt flexibel. Eine Anpassung der Rente oder Laufzeit ist oft möglich, aber mit Einschränkungen verbunden.
Risikolebensversicherung (RLV): Die RLV bietet eine hohe Flexibilität bei der Wahl der Versicherungssumme und Laufzeit.
Alternative
Berufsunfähigkeitsversicherung (BU): Alternativen zur BU sind die Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU) und die Grundfähigkeitsversicherung. Die EU leistet, wenn die versicherte Person nicht mehr in der Lage ist, irgendeine Erwerbstätigkeit auszuüben. Die Grundfähigkeitsversicherung leistet, wenn bestimmte Grundfähigkeiten (z.B. Sehen, Sprechen, Gehen) verloren gehen.
Risikolebensversicherung (RLV): Eine Alternative zur RLV ist die Sterbegeldversicherung, die die Kosten der Bestattung decken soll.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Hauptunterschied zwischen einer BU und einer RLV? Die BU sichert das Einkommen bei Berufsunfähigkeit, während die RLV die Hinterbliebenen im Todesfall finanziell absichert.
Welche Versicherung ist wichtiger? Das hängt von der individuellen Situation ab. Wer auf sein Einkommen angewiesen ist, sollte eine BU abschließen. Wer Angehörige versorgen muss, sollte eine RLV in Betracht ziehen.
Kann man beide Versicherungen gleichzeitig haben? Ja, es ist sinnvoll, beide Versicherungen zu haben, um sowohl die eigene Arbeitskraft als auch die Hinterbliebenen abzusichern.
Wie hoch sollte die Versicherungssumme bei einer RLV sein? Die Versicherungssumme sollte ausreichend sein, um die finanziellen Bedürfnisse der Hinterbliebenen zu decken, z.B. zur Tilgung von Schulden oder zur Sicherstellung des Lebensunterhalts.
Wie hoch sollte die Rente bei einer BU sein? Die Rente sollte ausreichend sein, um den Lebensstandard zu sichern, idealerweise 70-80% des Nettoeinkommens.
Was ist eine abstrakte Verweisung bei einer BU? Eine abstrakte Verweisung erlaubt es dem Versicherer, den Versicherten auf einen anderen, zumutbaren Beruf zu verweisen, auch wenn er diesen nicht tatsächlich ausübt.
Was ist eine Gesundheitsprüfung? Eine Gesundheitsprüfung ist eine Befragung des Antragstellers zu seinem Gesundheitszustand, um das Risiko des Versicherers einzuschätzen.
Sind die Beiträge zur BU steuerlich absetzbar? Ja, die Beiträge zur BU sind in gewissem Umfang als Sonderausgaben absetzbar.
Ist die Auszahlung einer RLV steuerpflichtig? In der Regel ist die Kapitalauszahlung an die Hinterbliebenen steuerfrei.
Was passiert, wenn man die Beiträge zur BU nicht mehr zahlen kann? Der Vertrag kann beitragsfrei gestellt werden, wodurch sich die Rente reduziert. Alternativ kann der Vertrag gekündigt werden.
Fazit
Berufsunfähigkeitsversicherung und Risikolebensversicherung sind zwei wichtige Bausteine der finanziellen Absicherung. Die Wahl der richtigen Versicherung hängt von der individuellen Situation und den persönlichen Bedürfnissen ab. Es ist ratsam, sich vor Abschluss einer Versicherung umfassend zu informieren und gegebenenfalls professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.